Warum nichts über Qualität geht

Interview mit Eva Jaisli, CEO PB Swiss Tools AG

Wirtschaftsforum: Frau Jaisli, Ihr Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von Werkzeugen und Medizinprodukten. Angefangen hat alles in einer kleinen Dorfschmiede im Jahr 1878. Heute stellen Sie jährlich 12 Millionen Werkzeuge und Instrumente her, von denen mehr als zwei Drittel weltweit exportiert werden.

Eva Jaisli: Ja, wir waren damals im Emmental überregional tätig mit qualitativ hochwertigen landwirtschaftlichen Produkten. Man war ehrgeizig, hat immer neue Produkt entwickelt und viele Fachkräfte angezogen. Der Durchbruch kam im zweiten Weltkrieg mit Aufträgen für das Schweizer Militär. Zu der Zeit leitete mein Schwiegervater, Paul Baumann, den Betrieb. Er hat eine neue Technologie aus den USA eingeführt: das Spritzgiessverfahren, das damals noch sehr unbekannt war in Europa. Er war der Pionier der Firma, das PB in unserem Firmennamen steht für Paul Baumann. Durch ihn erlangte die Firma früh internationales Renommee. Ab den 1970er-Jahren haben wir exportiert, bis nach Asien. Wir hatten von Anfang an unsere einzigartigen Designlösungen für Griffe und Klingen. Dazu gehört die exklusiv gefertigte Legierung für das Rohmaterial der Klingen. Es ist hart, sehr belastbar und zugleich elastisch, das wird weltweit von Anwenderinnen und Anwendern sehr geschätzt.

Wirtschaftsforum: Sie haben auch schon früh in eine nachhaltige Produktion investiert.

Eva Jaisli: Das stimmt. 1979 haben wir begonnen, unsere Produktionswerke mit Wärmepumpen zu betreiben und geschlossene Materialkreisläufe zu etablieren. Seit Jahrzehnten evaluieren wir unsere Umweltleistung in einer Ökobilanz und setzen recycelte Materialien ein. Wir waren auch einer der ersten Betriebe, die nach der Umweltnorm ISO 14001 zertifiziert wurde und das vierte Unternehmen in der Schweiz, das Industrieroboter eingeführt hat. Diese Pioniertaten sind Teil unserer Familien-Erfolgsgeschichte. So kam es auch 2011 zur Entwicklung eines neuen Produktsegments: medizinische Instrumente, zum Beispiel für die Extraktion von Im-plantatschrauben. Wir investieren ein Fünftel unseres Umsatzes in die Entwicklung neuer Produkte; allein in dem letzten Jahr sind mehr als 100 neue Produkte entstanden.

Wirtschaftsforum: Welche sind Ihre Hauptzielgruppen?

Eva Jaisli: Als Nischenplayer im High-End-Bereich entwickeln wir Profiwerkzeuge für alle, die höchste Ansprüche stellen: in der Industrie, im Handwerk und in der Medizintechnik. Unsere Werkzeuge werden zu 100% in der Schweiz gefertigt und erhalten eine lebenslange Garantie, mit der Seriennummer auf jedem einzelnen Werkzeug.

Wirtschaftsforum: Inwieweit hat sich die Corona-Krise für Sie bemerkbar gemacht?

Eva Jaisli: Im Frühjahr 2020, während des Lockdowns, konnte der Fachhandel in der Schweiz nicht mehr verkaufen. Aber ab der zweiten Jahreshälfte stieg die Nachfrage wieder. Dieses Jahr verzeichnen wir eine überdurchschnittliche Nachfrage. Da wir alles in der Schweiz fertigen und alle Rohmaterialien aus Europa beziehen, haben wir nach wie vor eine hohe Lieferbereitschaft.

Wirtschaftsforum: Welches Versprechen geben Sie Ihren Kunden?

Eva Jaisli: Unsere Kunden können sich auf unsere Werkzeuge hundertprozentig verlassen, auch wenn die Werkzeuge extrem strapaziert werden. Unsere Produkte liegen perfekt in der Hand und haben eine unvergleichbare Ergonomie, die sich für den universellen Einsatz hervorragend eignen. Dazu kommt höchste Präzision bei allen Werkzeugkomponenten. Unser Versprechen lautet ‚work with the best‘. Für Profis sind Werkzeuge ständige Begleiter, in unserer Qualität ausgeführt sind sie lebenslange Begleiter, was auch aus ökologischen Überlegungen ein Trumpf ist.

Wirtschaftsforum: Gibt es auch Werkzeuge mit digitaler Technik?

Eva Jaisli: Wir haben Drehmoment-Werkzeuge mit eingebauter Elektronik, die agil und flexibel eingestellt werden können, je nach Schraubprozess. Außerdem haben wir eine eigene App entwickelt für das Daten-Monitoring. Wir entwickeln uns kontinuierlich weiter. Wir sind ständig bereit dazuzulernen, die Kooperation mit Instituten und Experten für das Innovieren auszubauen.

Wirtschaftsforum: Stichwort dazulernen, welchen Stellenwert hat für Ihr Unternehmen die Aus-bildung von Mitarbeitern?

Eva Jaisli: Wir investieren viel in Berufsbildung und bilden in sieben verschiedenen Berufen aus; 10% unserer Belegschaft sind Auszubildende. Das ist Teil unserer Strategie, so ziehen wir unsere eigenen Fachkräfte heran. Auch permanente Weiterbildung und Personalentwicklung sind wichtig; Mitarbeitende halten und ihnen die Chance geben, sich weiterzuentwickeln, ist Chefsache bei uns. Deshalb haben wir nur eine geringe Fluktuation.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die nächsten Jahre?

Eva Jaisli: Wir wollen auch in zehn Jahren als DER Nischenplayer in der obersten Liga für Qualitätshandwerkzeug und medizinische Instrumente mit-spielen. Dazu werden wir weiter in Digitalisierung investieren, hochwertige Produkte entwickeln, die auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt sind, und die Nachhaltigkeit unserer Fertigung weiter ausbauen.

PB Swiss Tools AG
Bahnhofstrasse 24
3457 Wasen
Schweiz
+41 34 4377171
+41 34 4377190
info(at)pbtools.ch
www.pbtools.ch

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